Montag, 18. September 2017

Wie entsteht guter Schlaf?

Die Wurzel eines jeden Übels ist eine schlechte Matratze! - NICHT

Beim Besuch der unterschiedlichen Matratzensysteme im Internet, auf Messen oder in Möbelhäusern wird einem schnell klar: Jeder Hersteller behauptet, dass mit der neuen Matratze alle schlafbezogenen Probleme gelöst werden können. Doch ist dem wirklich so?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eine Matratze einen großen Einfluss auf eine wohltuende Nachtruhe hat. Nachvollziehbar ist dies für jeden, der schon mal auf einer viel zu festen oder viel zu weichen Matratze gelegen hat. Tatsächlich kann aber der Wirkungsgrad einer für den Körper optimalen Matratze, je nach Kontextfaktoren, stark variieren.

Anhand von Diagrammen zu 3 unterschiedlichen Personensettings kann dies verdeutlicht werden.
Dabei sind folgende Faktoren für guten Schlaf relevant:

  • Matratze: Die Matratze spielt einen zentralen Teil im körperlichen regenerativen Alltagsablauf. Die durchschnittliche Schlafdauer beträgt 8h 15min (Statistik Austria). Eine Menge Zeit, wenn man bedenkt, dass der Körper in diesem Tagesabschnitt keine aktiven Haltungsregulatoren bereitstellt, da die dafür zuständige Skelett-Muskulatur in Ihrer Aktivität stark gehemmt ist. Das zentrale Steuerelement, das Gehirn, ist ebenfalls heruntergefahren und somit sind wir mehr oder weniger den physikalischen Eigenschaften unserer Liegestatt ausgeliefert. Nur bei stärkeren (unangenehmen) Reizen nützt der Körper seine Eigenwahrnehmung um das Gehirn zu wecken und eine Umlagerung durchzuführen. Schlussendlich ist die Matratze auf Grund dieser Tatsachen immer ein wichtiger Einflussfaktor, um zu einer erholsamen Nachtruhe zu kommen.
  • Stress: Tagesabhängiger Stress führt häufig zu Schlafproblemen. Jeder kennt das; vor großen Prüfungen, einem anstehenden Urlaub (auch Aufregung bedeutet Stress), Probleme am Arbeitsplatz, nach einer schwierigen Trennung, etc. ist der Schlaf besonders wichtig und gerade dann fällt es einem schwer, die Augen zu zumachen.
  • Partner: Das Schlafverhalten des Partners ist ein manchmal nicht unwesentlicher Teil der eigenen Schlafprobleme (z.B. Schnarchen, Schlaf-Apnoe, häufiges Drehen, etc.). So kann ein Matratzenwechsel des Partners auch die eigene Schlafqualität zu verbessern.
  • Gesundheitliche Beschwerden: Es gibt, man mag es kaum glauben, Beschwerden, die sich am Morgen oder während der Nacht äußern, die nichts mit der Matratze zu tun haben. So haben entzündliche Prozesse (nach Unfällen, Rheuma, chronische Schmerzen, etc.) meist während der Nacht ihren höchsten Aktivierungsgrad. Dabei kommt es zu nächtlichen Schmerzen und damit einhergehenden Zusatzerscheinungen, wie Verspannung oder Durchschlafschwierigkeiten. Was in jedem Fall zutrifft ist, dass dennoch ein lagerungstechnischer Unterschied zwischen verschiedenen Matratzen bestehen kann. D.h. eine Matratze kann z.B. bei aus nächtlichen Schmerzen entspringenden Verspannungen zu Linderung führen. Das ursächliche Problem wird aber dadurch nicht beeinflusst. Die Schmerzen und Verspannungen werden nur gehemmt, aber nicht beseitigt. Auch psychische Erkrankungen haben einen Einfluss auf die Nachtruhe und sind oft mit Schlafstörungen assoziiert.
  • Tagesablauf: Alkoholkonsum, Rauchen, Art und Umfang der Ernährung, Übergewicht, Handy oder Fernsehen am Abend, Sport, Nachtdienst, berufliche Besonderheiten (z.B. sehr früh aufstehen oder sehr spät ins Bett gehen) sind nur einige der Faktoren, die der Tag mitbringt, sich aber unter Umständen in der Nacht manifestieren. Wie groß der Einfluss auf den Schlaf ist, lässt sich erst durch Experimentieren zeigen. So ist zum Beispiel erwiesen, dass 1,5 h vor dem Schlafen gehen Bildschirmzeit (Handy, Fernsehen, Computer, etc.) einen eher negativen Einfluss auf das Schlafverhalten hat.
  • Sonstiges: Im Bereich der Schlafplatzgestaltung sind viele parawissenschaftliche Ansätze vorhanden. Oft geht es dabei um Anordnung der Möbel im Raum, Lage des Bettes im Bezug auf sogenannte Wasseradern, Erd- und andere Strahlungen. Wie die Wirkungsmechanismen hier liegen ist großteils wissenschaftlich nicht geklärt. Dennoch, der Mensch besitzt sehr viele Wahrnehmungsorgane und nicht alles was wir aufnehmen wird bewusst verarbeitet, daher sollte man sich davor hüten, diese oft nur schwer nachvollziehbaren Mechanismen als Humbug zu bezeichnen.


     Person 1: Ein Ausgewogenes Liegebild. Die Matratze übernimmt den größten Posten an einer wohltuenden Nachtruhe. Die Anderen Faktoren spielen ihre gewohnten Rollen.
     Person 2: Hier sind andere gesundheitliche Beschwerden im Vordergrund, die den größten Einflussfaktor darstellen. Z.B. psychische Erkrankungen, Rheuma, chronische Schmerzbeschwerden, Fibromyalgie. Die Matratze kann hier dennoch unterstützend wirken um die Nachtruhe zu verbessern.
    Person 3: Hier ist der Stressfaktor stark ausgeprägt. Eine anstehende Prüfung oder Trennung oder andere Sorgen können durch eine optimale Matratze nicht wettgemacht werden. Dennoch lässt sich dadurch das wenige an Schlaf, was zur Verfügung steht, besser nutzen.

Abschließend soll erwähnt werden, dass der Wert einer guten Bettausstattung erst erkannt werden kann, wenn man sie hat. Kurzes zur Probeliegen hat nur bedingte Aussagekraft. Daher sind Messysteme zur Sicherstellung einer körperlich schonenden Lagerung sinnvoll.



























Freitag, 11. August 2017

One Fits All - Die Internetmatratzen

One Fits All - Die Internetmatratzen

Einfaches Shoppen - Einfache Lösungen - So einfach ist es dann aber doch nicht.
Mittlerweile gibt es viele Angebote im Internet, die Matratzen online anbieten und durch kurze Bestellwege und 100 Tage Probeliege-Aktionen den Eindruck vermitteln, dass es ganz einfach sei die neue Matratze zu finden.

Dahinter stehen meist gut geschmierte Marketingmaschinen aus den USA, England und Deutschland.

Dabei wird zumeist nur eine einzige Matratze (eine sogenannte One-Fits-All Matratze) angepriesen.
Oft wird das Material als Schlüssel zu erholsamen Schlaf verkauft. So werden die so erzeugten Matratzen oft aus Kaltschaum und Latexkombinationen hergestellt. Der Preis liegt meist bei ca. 500 € (Standardmaß 90cm x 200cm). Für Menschen die eine einfache Lösung suchen ist das ein verlockendes Angebot. Dabei gibt es aber folgendes zu Bedenken:

Körpergröße/Gewicht und Proportionen sind von Person zu Person unterschiedlich
Jeder Körper hat unterschiedliche Ansprüche an eine Matratze. Unterschiedliche körperliche Gegebenheiten wie Größe, Gewicht und Proportionen sind zentral, um dem Körper eine optimale Unterstützung zu geben.

One-Fits-All Matratzen deklarieren sich als wahre Anpassungskünstler. So sollen Menschen von 50 bis 140 kg  auf ein und derselben Matratze optimal gelagert sein.

Dass es keine Materialien gibt, welche alle anatomischen Gegebenheiten berücksichtigen können, wird dabei oftmals ignoriert. Die Matratze reagiert lediglich unterschiedlich auf die verschiedenen Gewichtszonen (Bauch, Schulter, Becken). Das Reagieren auf Druck zeichnet vor allem auch viscoelastische Materialien aus. Dabei lässt sich aber leicht übersehen, dass auch die Gegenstützfunktion einer Matratze von zentralem Interesse für die anatomisch korrekte Lagerung ist. Gerade in der Seitenlage ist im Taillienbereich daher eine exakte Stützung an der richtigen Stelle notwendig. Das Verhältnis zur Beckenabsenkung und der Übergang zur Schulterzone sollte sich idealerweise an den Körper anschmiegen, um die regenerativen Prozesse während der Nacht zu optimieren.

Die "Eine" Matratze für alle gibt es also nicht. Gerade sensiblere Schläfer oder Menschen mit Problemen werden somit auch mit diesen "einfachen" Lösungen zu keiner Lösung kommen. An einer guten Beratung führt kein Weg vorbei. Sowohl die unterschiedlichen Materialeigenschaften, als auch Festigkeiten müssen beim Matratzenkauf berücksichtigt werden.

Eine Rückgabe ist zwar eine logische Konsequenz, aber dennoch keine Lösung für Menschen mit Problemen. Immerhin schläft man nach der Rückgabe immer noch schlecht.